Wie alles begann

Geschichte des NABU Konstanz ab 1909

Lina Hähnle im Wollmatinger Ried 1936 - Foto: Archiv Harald Jacoby
Lina Hähnle im Wollmatinger Ried 1936 - Foto: Archiv Harald Jacoby

1899 gründete Lina Hähnle den „Bund für Vogelschutz“. Schon nach wenigen Jahren umfasste die junge Naturschutzorganisation zahlreiche Ortsgruppen. Das genaue Gründungsdatum der Ortsgruppe Konstanz ist nicht dokumentiert. Doch die „Liste der Ortsgruppen und Sammler“ weist erstmals am 1. Januar 1909 für Konstanz 38 Mitglieder aus und nennt für die Sammelstelle „Frau Oberlehrer Dreher“ als Kontaktperson.


Zur weiteren Entwicklung der Ortsgruppe ist Folgendes bekannt:


1. Januar 1910      72 Mitglieder (Frau Hauptlehrer Dreher)
1. Januar 1911      62 Mitglieder (Adolf Rolle)
1. Oktober 1913    54 Mitglieder (Frau Oberrealschuldirektor Schmidle)

1919    Gründung der Anstalt für Bodenseeforschung der Stadt Konstanz

  Vogelkundliche Wanderung in der 1930er-Jahren  mit Schriftsteller Ludwig Finckh und Georg Alfred Jauch.
Vogelkundliche Wanderung in der 1930er-Jahren mit Schriftsteller Ludwig Finckh und Georg Alfred Jauch. - Foto: Archiv Harald Jacoby

1918-1945 Georg Alfred Jauch („Vogel-Jauch“) war Vorsitzender der Ortsgruppe Konstanz. Seinem Einsatz verdankt die Gruppe eine großartige Blütezeit. Zahlreiche Exkursionen und Fachvorträge wurden zu einem viel beachteten Bestandteil des Konstanzer Kulturlebens.

1930   Ab 1. Juli auf fünf Jahre befristeter Schutz des Wollmatinger Rieds (Antrag von Prof. Dr. Josef Schmalz an die Gemeinde Wollmatingen)
1933    Rotschenkel verschwand angeblich aufgrund von Störungen als Brutvogel
1934-1937 Militärübungen im Ried (Rotkopfwürger als Brutvogel vertrieben)
1935    Reichsnaturschutzgesetz: „vorläufig unter Schutz gestellt“ (13.12.1935). „Die Erklärung des Wollmatingerriedes zum Naturschutzgebiet durch den Herrn Reichsforstmeister nach § 4 des Reichsnaturschutzgesetzes ist im Gange.“
1936    Prof. Hege überreicht dem Reichsforstmeister Unterlagen über die Gefährdung des Wollmatinger Rieds mit der dringenden Bitte um wirksame Schutzmaßnahmen
1938    Verordnung über das Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried, Giehrenmoos und Dreifußwiesen in den Gemarkungen Konstanz, Reichenau und Hegne, Bezirksamt Konstanz (435,67 ha)
1940    Der Zoll beschlagnahmt die schwimmende Beobachtungsstation und setzt sie auf dem Seerhein als Stützpunkt ein. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs: Im Ried werden militärische Anlagen errichtet. Das Ufer des Seerheins im Wollmatinger Ried wird gegen die Schweiz (vor allem aber wohl gegen Flüchtlinge) mit Stacheldraht gesichert.

(1945)-1947/48 Militärübungen der französischen Streitkräfte im Wollmatinger Ried. Wurden erst aufgegeben, nachdem Beweise vorgelegt wurden, dass auch die deutsche Wehrmacht das Schutzgebiet respektiert hatte.

1948   Intensivierung des Schutzes und der Forschung im Wollmatinger Ried

1954   Revision der Vogeljagdordnung (Die „Belchenjagd“ war eine sowohl von deutscher als auch schweizer Seite praktizierte Wasservogeljagd, die weitreichend negative Folgen für die Schutzgebiete hatte und daraufhin zum Lokalpolitikum wurde.)

 1963 4,8 ha werden aus dem NSG herausgenommen und zur Arrondierung des Konstanzer Gewerbegebiets „Unterlohn“ verwendet. Der Bund für Vogelschutz kann die angrenzenden Flächen im Schutzgebiet als „Sperrgrundstücke“ erwerben.

 


Netta als Schutzstation vor dem Wollmatinger Ried - Foto: Archiv Harald Jacoby
Netta als Schutzstation vor dem Wollmatinger Ried - Foto: Archiv Harald Jacoby

1969   Positionspapier DBV, OAB, Vogelwarte Radolfzell: „Notwendige Maßnahmen des Naturschutzes im westlichen Bodenseegebiet“
1969  Mitgliederversammlung der DBV-OG
Konstanz: Harald Jacoby wird als 2. Vorsitzender beauftragt, u.a. für eine stärkere Beachtung und Betreuung des NSG Wollmatinger Ried zu sorgen.
1970 Beginn der regelmäßigen Riedführungen durch den DBV (auch in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsamt der Stadt Konstanz)

1970 Gründung der „Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Westlicher Bodensee“. Ihre Keimzelle bestand aus dem Deutschen Bund für Vogelschutz mit den Ortsgruppen Konstanz und Radolfzell (heute NABU) und dem Bund für Natur- und Umweltschutz Bodensee-Hegau (heute BUND).

1971 Beginn der Überwachung der Wasserfläche vor dem Wollmatinger Ried mit der schwimmenden Schutz- und Beobachtungsstation „Netta“

Wasservogelteich am Mühlengraben - Foto: Archiv Harald Jacoby
Wasservogelteich am Mühlengraben - Foto: Archiv Harald Jacoby

1972    Bau einer Beobachtungsplattform am Mühlegraben

1973   Verleihung des Titels „Europareservat“ an das Wollmatinger Ried durch den     Internationalen Rat für Vogelschutz (heute: BirdLife International)

1976   Erklärung zum „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung“ aufgrund der     „Ramsar-Konvention“ (Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als    Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung)

1976   Schaffung des Wasservogelteichs am Mühlegraben

Das "Vogelhäusle" als Naturschutzzentrum - Foto: Archiv Harald Jacoby
Das "Vogelhäusle" als Naturschutzzentrum - Foto: Archiv Harald Jacoby

1979  Eröffnung des Naturschutzzentrums Wollmatinger Ried (mit Staatssekretär Ventur Schöttle, Ernährungsministerium BW)

1979 Betreuungsauftrag des Regierungspräsidiums Freiburg für das NSG Wollmatinger Ried an den DBV

 1980 Erweiterung zum Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Wollmatinger Ried-Untersee-Gnadensee“ (NSG 757 ha, LSG 10 ha)

1985 Beendigung der gemeinschaftlichen Wasserjagd („Belchenjagd“)

1989 Besuch von Bundesumweltminister Töpfer: Das Wollmatinger Ried wird in das Förderprogramm „Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung“ (Naturschutzgroßprojekt) aufgenommen.

1990 Eröffnung des Naturschutzzentrums im Bahnhof Reichenau

1993/94 Bau der Grünbrücken über den Regenwasserkanal und weitere Renaturierungsmaßnahmen (Wegrückbau, Entbuschung), Bau einer neuen Beobachtungsplattform am Mühlegraben und der Beobachtungshütte am Wasservogelteich

1995 Bau der Beobachtungsplattform Campingplatz Hegne

1998 Bau des Beobachtungsturms in der Ruine Schopflen/Reichenau

2009 Das Land Baden-Württemberg stellt aufgrund einer Initiative des MdL Andreas Hoffmann eine Million Euro für ein neues Naturschutzzentrum zur Verfügung

2017 Erster Spatenstich für das NABU-Bodenseezentrum mit Umweltstaatssekretär André Baumann
2018 Eröffnung des NABU-Bodenseezentrums mit Landesumweltminister Franz Untersteller

Naturschutzzentrum Wollmatinger Ried - Foto: Archiv Harald Jacoby
Naturschutzzentrum Wollmatinger Ried - Foto: Archiv Harald Jacoby
Heutiges NABU-Bodenseezentrum - Foto: Aaron Hahn
Heutiges NABU-Bodenseezentrum - Foto: Aaron Hahn