1899 gründete Lina Hähnle den „Bund für Vogelschutz“. Schon nach wenigen Jahren umfasste die junge Naturschutzorganisation zahlreiche Ortsgruppen. Das genaue Gründungsdatum der Ortsgruppe Konstanz ist nicht dokumentiert. Doch die „Liste der Ortsgruppen und Sammler“ weist erstmals am 1. Januar 1909 für Konstanz 38 Mitglieder aus und nennt für die Sammelstelle „Frau Oberlehrer Dreher“ als Kontaktperson.
Zur weiteren Entwicklung der Ortsgruppe ist Folgendes bekannt:
1. Januar 1910 72 Mitglieder (Frau Hauptlehrer Dreher)
1. Januar 1911 62 Mitglieder (Adolf Rolle)
1. Oktober 1913 54 Mitglieder (Frau Oberrealschuldirektor Schmidle)
1919 Gründung der Anstalt für Bodenseeforschung der Stadt Konstanz
1918-1945 Georg Alfred Jauch („Vogel-Jauch“) war Vorsitzender der Ortsgruppe Konstanz. Seinem Einsatz verdankt die Gruppe eine großartige Blütezeit. Zahlreiche Exkursionen und Fachvorträge wurden zu einem viel beachteten Bestandteil des Konstanzer Kulturlebens.
1930 Ab 1. Juli auf fünf Jahre befristeter Schutz des Wollmatinger Rieds (Antrag von Prof. Dr. Josef Schmalz an die Gemeinde Wollmatingen)
1933 Rotschenkel verschwand angeblich aufgrund von Störungen als Brutvogel
1934-1937 Militärübungen im Ried (Rotkopfwürger als Brutvogel vertrieben)
1935 Reichsnaturschutzgesetz: „vorläufig unter Schutz gestellt“ (13.12.1935). „Die Erklärung des Wollmatingerriedes zum Naturschutzgebiet durch den Herrn
Reichsforstmeister nach § 4 des Reichsnaturschutzgesetzes ist im Gange.“
1936 Prof. Hege überreicht dem Reichsforstmeister Unterlagen über die Gefährdung des Wollmatinger Rieds mit der dringenden Bitte um wirksame
Schutzmaßnahmen
1938 Verordnung über das Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried, Giehrenmoos und Dreifußwiesen in den Gemarkungen Konstanz, Reichenau und Hegne, Bezirksamt
Konstanz (435,67 ha)
1940 Der Zoll beschlagnahmt die schwimmende Beobachtungsstation und setzt sie auf dem Seerhein als Stützpunkt ein. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs: Im Ried
werden militärische Anlagen errichtet. Das Ufer des Seerheins im Wollmatinger Ried wird gegen die Schweiz (vor allem aber wohl gegen Flüchtlinge) mit Stacheldraht gesichert.
(1945)-1947/48 Militärübungen der französischen Streitkräfte im Wollmatinger Ried. Wurden erst aufgegeben, nachdem Beweise vorgelegt wurden, dass auch die deutsche Wehrmacht das Schutzgebiet respektiert hatte.
1948 Intensivierung des Schutzes und der Forschung im Wollmatinger Ried
1954 Revision der Vogeljagdordnung (Die „Belchenjagd“ war eine sowohl von deutscher als auch schweizer Seite praktizierte Wasservogeljagd, die weitreichend negative Folgen für die Schutzgebiete hatte und daraufhin zum Lokalpolitikum wurde.)
1963 4,8 ha werden aus dem NSG herausgenommen und zur Arrondierung des Konstanzer Gewerbegebiets „Unterlohn“ verwendet. Der Bund für Vogelschutz kann die angrenzenden Flächen im Schutzgebiet als „Sperrgrundstücke“ erwerben.
1969 Positionspapier DBV, OAB, Vogelwarte Radolfzell: „Notwendige
Maßnahmen des Naturschutzes im westlichen Bodenseegebiet“
1969 Mitgliederversammlung der DBV-OGKonstanz: Harald Jacoby wird als 2. Vorsitzender beauftragt, u.a. für eine stärkere
Beachtung und Betreuung des NSG Wollmatinger Ried zu sorgen.
1970 Beginn der regelmäßigen Riedführungen durch den DBV (auch in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsamt der Stadt Konstanz)
1970 Gründung der „Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Westlicher Bodensee“. Ihre Keimzelle bestand aus dem Deutschen Bund für Vogelschutz mit den Ortsgruppen Konstanz und Radolfzell (heute NABU) und dem Bund für Natur- und Umweltschutz Bodensee-Hegau (heute BUND).
1971 Beginn der Überwachung der Wasserfläche vor dem Wollmatinger Ried mit der schwimmenden Schutz- und Beobachtungsstation „Netta“
1972 Bau einer Beobachtungsplattform am Mühlegraben
1973 Verleihung des Titels „Europareservat“ an das Wollmatinger Ried durch den Internationalen Rat für Vogelschutz (heute: BirdLife International)
1976 Erklärung zum „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung“ aufgrund der „Ramsar-Konvention“ (Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung)
1976 Schaffung des Wasservogelteichs am Mühlegraben
1979 Eröffnung des Naturschutzzentrums Wollmatinger Ried (mit Staatssekretär Ventur Schöttle, Ernährungsministerium BW)
1979 Betreuungsauftrag des Regierungspräsidiums Freiburg für das NSG Wollmatinger Ried an den DBV
1980 Erweiterung zum Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Wollmatinger Ried-Untersee-Gnadensee“ (NSG 757 ha, LSG 10 ha)
1985 Beendigung der gemeinschaftlichen Wasserjagd („Belchenjagd“)
1989 Besuch von Bundesumweltminister Töpfer: Das Wollmatinger Ried wird in das Förderprogramm „Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung“ (Naturschutzgroßprojekt) aufgenommen.
1990 Eröffnung des Naturschutzzentrums im Bahnhof Reichenau
1993/94 Bau der Grünbrücken über den Regenwasserkanal und weitere Renaturierungsmaßnahmen (Wegrückbau, Entbuschung), Bau einer neuen Beobachtungsplattform am Mühlegraben und der Beobachtungshütte am Wasservogelteich
1995 Bau der Beobachtungsplattform Campingplatz Hegne
1998 Bau des Beobachtungsturms in der Ruine Schopflen/Reichenau
2009 Das Land Baden-Württemberg stellt aufgrund einer Initiative des MdL Andreas Hoffmann eine Million Euro für ein neues Naturschutzzentrum zur Verfügung
2017 Erster Spatenstich für das NABU-Bodenseezentrum mit Umweltstaatssekretär André Baumann
2018 Eröffnung des NABU-Bodenseezentrums mit Landesumweltminister Franz Untersteller